Tag der Pflegenden: Es ist fünf nach zwölf

Pflege-Mitarbeitende der Diakonie Nord Nord Ost demonstrierten in Lübeck für verbesserte Strukturen und Rahmenbedingungen.

Die Pflege wird laut und stört! Nachdem sich trotz vieler Versprechen die Strukturen nicht merklich verbessert haben, sind Mitarbeitende der Pflege heute anlässlich des Tages der Pflegenden deutschlandweit auf die Straßen gegangen und haben bessere Rahmenbedingungen gefordert. So auch Pflege-Mitarbeitende der Diakonie Nord Nord Ost in Lübeck. „Es ist höchste Zeit, das Ruder rumzureißen“, erklärt Fred Mente, Geschäftsführer der Diakonie Nord Nord Ost, die in Lübeck und Bad Schwartau fünf Seniorenpflegeeinrichtungen betreibt. „Zu lange wurde applaudiert und geredet. Uns läuft die Zeit davon, die Politik muss ihren Worten endlich Taten folgen lassen.“

Rund 200 Mitarbeitende der Diakonie Nord Nord Ost haben sich deshalb zu einer kurzen Kundgebung auf der Moislinger Allee versammelt und den Straßenverkehr blockiert. „Die Kolleginnen und Kollegen sind hier, um zu zeigen, wie wichtig ihnen das Thema ist. Sie machen ihren Beruf gerne, brauchen aber dringend bessere Rahmenbedingungen, um diesen auch dauerhaft gut machen zu können", sagte Doreen Boniakowsky, verantwortliche Geschäftsbereichsleitung.

Aus Sicht der Diakonie Nord Nord Ost braucht es vor allem eine bessere Personalausstattung, eine finanzielle Entlastung der pflegebedürftigen Menschen und insgesamt eine gesamtgesellschaftliche Anerkennung des Berufs. „Im Dienst ohne massiven Zeitdruck zu arbeiten und verlässlich frei zu haben, auch an Wochenenden – dazu braucht es eine verbesserte Personalausstattung“, so Mente. Er ist überzeugt: „Davon profitieren nicht nur die pflegebedürftigen Menschen, es hebt auch die Attraktivität des Berufs und bietet damit eine Antwort auf den Personalmangel.“ Denn zu viele Pflegekräfte hätten ihrem Beruf wegen der Rahmenbedingungen den Rücken gekehrt. „Untersuchungen zeigen, dass viele zurückkehren würden, wenn sich die Bedingungen endlich verbesserten!“ Zwar sei ein neues Personalbemessungsinstrument für die Altenpflege ins Pflegeversicherungsgesetz aufgenommen, aber Mente bleibt skeptisch, ob das entsprechend wirken wird.

Als ebenfalls schwerwiegendes Problem beschreibt der Geschäftsführer der Diakonie Nord Nord Ost die stetig steigenden Eigenanteile in der Pflege. „Die pflegebedürftigen Menschen müssen immer tiefer in die Tasche greifen.“ Der Eigenanteil für die stationäre Pflege in Schleswig-Holstein liegt durchschnittlich bei über 2.400 Euro im Monat. „Auch das zeigt: Wir brauchen ein radikales Umdenken der Politik. Eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung ist daher fällig. Übrigens sind wir uns mit den Fachverbänden einig: Den in dieser Sache vorliegenden Referentenentwurf zur Begrenzung der Eigenanteile halten wir für unzureichend. Denn die Entlastung wäre alles andere als nachhaltig.“

Entfällt eine Reform, so die Veranstalter, ginge es der Pflege wie dem Straßenverkehr heute auf der Moislinger Allee. „Dann kommt es zum Stillstand“, so Doreen Boniakowsky. „Und Stillstand ist nicht geeignet, um den enormen Herausforderungen zu begegnen, die unsere alternde Gesellschaft mit sich bringt.“ Fred Mente ergänzt: „Wir werden jetzt jedes Jahr demonstrieren, bis die Rahmenbedingungen sich endlich verbessert haben.“

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Mitarbeitende der Diakonie Nord Nord Ost blockierten die Moislinger Allee in Lübeck, um einen deutlichen Appell an die Politik zu senden